Ventilführungen Ducati

Ducati, was für ein Mythos!
Aber auch er hat eine Schattenseite – die Ventilführung.
Das darf und sollte auch nicht die Freude an dem Motorrad trüben oder sogar vermiesen – es gibt eine Lösung!

Die Kaufentscheidung zu einer Ducati ist oft eine emotionelle, eine Herzenssache. Das ist auch gut so und davon lebt diese Marke.
Der besagte Schatten ist nicht weg zu diskutieren, sollte daher angesprochen werden und beim Kauf mitentscheidend sein.
Ich beschäftige mich schon lange mit diesem Thema und habe die Erfahrung gemacht, es zieht sich durch alle Modelle – bis zur Testastretta.
Ob es bei den ganz neuen Modellen so extrem ist wie bei den „alten V2“ Motoren, weiss ich nicht. (arbeite aber dran)

Hier zwei Bilder, auf denen das extreme Spiel der Führung zu sehen ist. Laut Ducati Handbuch soll das Spiel 0,08 mm betragen, ab da wird die Führung als defekt eingestuft und bewertet. Die Kontrolle der Führung im eingebauten Zustand ist recht einfach.

So funktioniert es:
Zahnriemen demontieren, Öffnerhebel zur Seite wegschieben, das Ventil mit dem Schliesser runterdrücken und dann den Hebel durch einen 5 mm Inbus arretieren. Nun kann das Ventil ohne Federdruck in der Führung auf und ab bewegt werden. Um das Spiel beurteilen zu können, wird das Ventil in geschlossener Stellung ca. 10 – 11 mm in die Führung eingeschoben; das ist das der Hub der Nocke.
Nun das Ventil in der Führung in Richtung zur Kopfmitte und dann in die Gegenrichtung zu bewegen. Der Weg am Ventilende ist natürlich immer größer als die Angabe des Verschleißmaßes, es ist ja auch ein größerer Hebel. Aber sollte es so aussehen wie auf dem unteren Bild, dann ist klar, der Hebel spielt hier keine Rolle, das ist mit bloßem Auge sichtbar und ist einfach viel zu viel.

Was passiert, wenn das Spiel so groß ist? Ist es sinnvoll etwas dagegen zu unternehmen? Kann oder soll ich so weiterfahren?

Was passiert, ist ganz einfach zu erklären:
Das Ventil kommt bei starkem Führungsverschleiß nicht mehr sauber in den Sitz. Somit ist die Kühlung des Ventiltellers nicht mehr gewährleistet.
Das Ventil, speziell das Auslassventil kann sich nur abkühlen, wenn es auf dem Sitz aufsetzt. Je gößer die Fläche desto mehr Kühlung. Logisch, oder?
Das hier der Schaft auch seine Rolle dazu beträgt, ist selbstverständlich.
Im schlimmsten Fall kommt es zum Ventiltellerabriss, da der Übergang von Ventilteller zum Ventilschaft durch das daraus entstehende Queraufschlagen des Tellers am Sitz immer bewegt wird. Es ist, als ob man einen kleinen Plastikstreifen schnell hin- und herbiegen würde, eben so lange, bis er warm wird und dann bricht. Nur dass hier der Schaft in einer Minute so oft hin- und hergebogen wird wie die Drehzahlanzeige anzeigt. Der Schaden ist beim Abriss klar: Kopf, Kolben und auch Zylinder sind in der Regel defekt.

Es sollten hier auf jeden Fall neue Führungen eingesetzt werden. Merken wird es keiner, ob die Führungen verschlissen sind, es macht ja auch keine Geräusche, die einen zur Beunruhigung führen könnten.
Hier ist, wenn es nicht selbst kontrolliert werden kann, das Vertrauen zum Mechaniker entscheidend.
Leider musste ich allzuoft feststellen, dass dieses Spiel nicht in der oben genannten Form kontrolliert wird. Warum weiß ich nicht, da es beim Ventile-Einstellen normal mit gemacht werden kann. Ein Handgriff!
Die Erneuerung der Führung und ein sauberes Einschleifen führen zu einer echt spürbaren Leistungssteigerung und einem sehr sauberen Rundlauf.
Das haben mir bis dato die Kunden immer bestätigt. Ich selbst kann es sehr schwer nur beurteilen, da ich in der Regel das Motorrad vorher nicht ausreichend lang fahren kann und somit den Unterschied nicht merke. Der Besitzer ist da der Richtige und kennt seine Bella am Besten. Daher vertraue ich auf diese Aussagen und hoffe, dass auch, wenn es mal nicht so sein sollte, mir gesagt wird. Frei dem Motto: Wir können über alles reden.

Es gibt Fahrer, die angeblich nichts bemerken, nichts gesagt bekamen und das Gefährt 60.000 km und mehr auf dem Tacho hat.
Hmm, ich bewerte das vielleicht so kritisch, weil ein Abriss mir selbst passiert ist. Das war damals, als ich selbst noch keine Werkstatt besaß und das Schrauben nur sporadisch stattfand. Nach diesem Abriss ging ich zum Händler, der mir vorher einen 944er Satz im Zuge einer Inspektion verkaufte und auch montiert hatte, bat um Klärung – Aufklärung sowie Klarheit. Nix dergleichen. „Kann passieren …….“ – das war die damalige Antwort.
Lösung: Motor selbst auseinander genommen und erfolgreiche Schadensanalyse betrieben.

Ab dem Zeitpunkt beschäftigte ich mich mit dem Problem, erarbeitete Lösungen und es sah keine meiner Bellas jemals mehr eine Werkstatt außerhalb meiner Mauern.

Hier die Bilder, die mehr als 1000 Worte sagen. Ich werde demnächst noch zwei aktuelle Videos einpflegen, mit einer 749 und einer 999.

   
   

Hier ist das Ventil eines 1000er-Zylinderkopfes zu sehen. Es ist das Auslassventil, das am stärksten von Verschleiss betroffen ist, da hier die Temperaturen am größten sind.
Das Ventil habe ich in diesem Fall gegen die Wandung gedrückt, also es ist hier kein Spiel. Laufleistung dieses Motors 9.830 km !!!

Hier ist das Ventil komplett in die andere Richtung
bewegt und das Spiel ist mit bloßem Auge zu sehen.
Hier habe ich umgerechnet, da ich nur das
Spiel am Teller messen konnte. Die Führung
hat hier ein errechnetes Spiel von 0.98 mm. Ducati Handbuch(original)
Passung Ventil-Ventilführung
Die höchstzulässige Verschelißgrenze beträgt
0,08 mm. Montagemaß 0,002 – 0,045 mm.